Liv Burkhard, See You In My Dreams, Fotografien und Archivmaterialien, 2023.

Liv Burkhard widmet ihre künstlerische Arbeit der Erforschung ihres familiären Kontexts. Gemeinsam mit Kim da Motta untersucht sie die Verbindung zwischen den gesellschaftlichen Normen, die auf ihre Großmutter Erna einwirkten und den neuen Horizonten, die sich aus dem emanzipierten Verhalten der Großmutter eröffneten.


Liv Burkhard, Kim da Motta: Erna., HD Film, 2022.

Erna Burkhard (1931-2021) stammt aus Süddeutschland und fand nach ihrer Hochzeit in einer kleinen, ländlichen Gemeinde in der Ostschweiz ein Zuhause, wo sie gemeinsam mit ihrem Ehemann sechs Kinder aufzog. Das filmischen Porträt Erna. erzählt von Erna Burkhard, einer überzeugten Feministin, die kontinuierlich aus den gesellschaftlichen und sozialen Erwartungen ausbrach, die an Frauen ihrer Generation gestellt wurden. Sie hat nicht nur die Fassade ihres Wohnhauses eigenhändig verputzt, sondern auch gegen den Willen ihres Fahrprüfers das Autofahren erlernt. Ihren Führerschein nutzte sie, um gemeinsam mit ihren Kindern in den Urlaub zu fahren – ohne ihren Ehemann.



Liv Burkhard, See You In My Dreams, Fotografien und Archivmaterialien, 2023.

In der semi-fiktionalen Arbeit See You In My Dreams werden handgeschriebene Briefe mit Fotografien aus dem Familienarchiv kombiniert. Liv Burkhard geht hier der Frage nach, inwiefern das Reisen für ihre Großmutter einen Akt der Befreiung und der Selbstbestimmung darstellte. Zugleich möchte sie der Endgültigkeit des Todes entgegentreten, indem sie in luziden Träume eine erneute Annäherung an ihre Großmutter sucht. Dabei hofft sie auf Antworten zu Fragen, die sie ihr zu Lebzeiten nicht gestellt hat.



Liv Burkhard, See You In My Dreams, Fotografien und Archivmaterialien, 2023.


Die Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Vermächtnis von Erna Burkhard ist eine Wertschätzung vermeintlich „kleiner“ Geschichten und persönlicher Erinnerungen als wichtige Beiträge zu den großen gesellschaftlichen Problemstellungen. Liv Burkhard verknüpft die persönlichen Erfahrungen ihrer Großmutter mit feministischen Perspektiven und erschafft so eine Erzählung, die sowohl die individuelle Erfahrung als auch die kollektiven Aspekte des Frau-Seins in einer generationsübergreifenden Verbundenheit reflektiert.




Liv Burkhard & Kim da Motta
Home to Horizons
27. Januar – 24. März 2024
Museum Morsbroich, Leverkusen

Die Ausstellung ist ein Teil von An den Rändern, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museum Morsbroich und dem Kunstverein Leverkusen, kuratiert von Miriam Edmunds und Maxie Fischer. Drei Präsentationen an beiden Orten beschäftigen sich mit persönlichen Erzählungen, der Vergänglichkeit politischer Systeme, der Durchdringung von Natur und Kultur und dem Bedürfnis, all das als Bild zu fassen. Das Austarieren von Zufall und Geschichte, das Erblicken des Fremden im Vertrauten sowie das Verhältnis von Welt und Bild sind wiederkehrende Momente und laden ein zu einer Bewegung, die von den Rändern zur je eigenen Erfahrung führt.

Das Projekt findet im Rahmen von Residence NRW⁺ statt, ein Stipendienprogramm für Künstler:innen und Kurator:innen. Residence NRW⁺ ist ein Programm der Kunsthalle Münster, eine Einrichtung der Stadt Münster. Gefördert durch das Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalens, die Kunststiftung NRW, die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und die Kulturstiftung des Kantons Thurgau.